Domkirchweihe, 1. Okt. 1973

 

Jedes kath. Gotteshaus feiert jŠhrlich, weil es mehr ist als blo§e Kult- und KulturstŠtte, seine Kirchweihe. Das gilt auch fŸr die Domkirche einer Dišzese, auch fŸr den Salzburger Dom.

Vor mehr als 1200 Jahren hat ihn der damalige Salzburger Bischof, der aus Irland gekommene hl. Virgilius erbauen lassen und am 24./25. Sept. 774 feierlich eingeweiht. Nach mehrmaligen elementaren Zerstšrungen hat am 25. Sept. 1628 FŸrsterzbischof Paris Lodron den jetzigen Dom eingeweiht. So wird Jahr fŸr Jahr am 25. September, bzw. am darauffolgenden Sonntag das Fest der Domkirchweihe begangen, nachdem tags zuvor, am 24. September des GrŸnders der Salzburger Dišzese, des hl. Glaubensboten Rupertus und des Erbauers des ersten Salzburger Domes, des hl. Bischofs Virgilius in einer gemeinsamen Festfeier gedacht worden ist zu FŸ§en des kostbaren Schreines, der die Reliquien dieser beiden hl. Bischšfe, der beiden Salzburger Dišzesanpatrone birgt.

Wenn man sich die Geschichte dieser 1200jŠhrigen, jubilierenden Domkirche vergegenwŠrtigt, so wird man eigenartig berŸhrt von den vielen SchicksalsschlŠgen, die dieser Dom erlebt hat: ist er doch 10mal abgebrannt oder zerstšrt worden, 10mal aber mutig und unter grš§ten Opfern des glŠubigen Volkes und seiner Hirten wieder aufgebaut worden.

Heute, in einer Zeit, da man bisweilen an den unmšglichsten …rtlichkeiten Eucharistie feiert und dafŸr plŠdiert, keine Kirchen mehr zu erbauen, sondern MehrzweckrŠume zu errichten, die einer všllig sŠkularisierten und entsakralisierten Welt mehr entsprechen wŸrden, da fragt man sich unwillkŸrlich, ob sich denn all die Opfer, die fŸr den wiederholten Wiederaufbau dieser Domkirche, zuletzt nach den harten Notjahren des II. Weltkriegs gebracht worden sind, gelohnt haben.

Doch die positive Antwort auf diese Frage fŠllt dem nicht schwer, der bedenkt, was Salzburg ohne seinen Dom wŠre! Wir brauchen uns nur dankbar an die gottesdienstlichen, kulturellen und kirchengeschichtlichen Ereignisse erinnern, die in diesem Dom stattgefunden haben:

1.    Als glŠubige Menschen denken wir da zuerst an die zahllosen, tŠglich gefeierten hl. Messen, vor allem an die sonntŠglichen sowie festtŠglichen HochŠmter, die im Lauf dieser 1200 Jahre in dieser Domkirche zu Ehren des dreifaltigen Gottes gefeiert wurden.

2.    Denken wir auch an das kaum beachtete tŠgliche Chorgebet der Mitglieder des Domkapitels, die hier ihrer Verpflichtung nachkamen und nachkommen, stellvertretend fŸr die ganze Dišzese in den Psalmen, Hymnen und Gebeten des Hl. Offiums Gott zu verherrlichen.

3.    Denken wir dann auch an die hl. Weihen, die in dieser Domkirche im Laufe der 1200 Jahre gespendet wurden; es werden doch bei 150 Bischšfe der ganzen, einst so gro§en Salzburger Kirchenprovinz und etwa 10.000 Priester in diesem Dom fŸr ihren heiligen Dienst geweiht worden sein.

4.    Denken wir dann auch an die hl. …le, das Chrisamšl, das Krankenšl, das Katechumenenšl, die in dieser Domkirche in den zurŸckliegenden 1200 Jahren jeweils am GrŸndonnerstag geweiht wurden fŸr die Spendung der Sakramente der Taufe, der Firmung, der Krankensalbung und der Priesterweihe.

5.    Denken wir dann auch an die Dišzesansynoden und Provinzialkonzilien, die im Lauf dieser 1200 Jahre zur Regelung der kirchlichen Zucht und Ordnung, zur Deutung und Auslegung des Wortes Gottes in der hl. Schrift, zur seelsorglichen Planung, zur immer wieder notwendigen Reform und Erneuerung dieser Teilkirche und diese Kirchenprovinz abgehalten wurden. Jeder Kirchenhistoriker wei§ um das von Florian Dalham herausgegebene Werk ãConcilia SalisburgensiaÒ, in welchem die Dokumente dieser Salzburger Provinzialkonzilien, die grš§tenteils in dieser Domkirche abgehalten wurden, gesammelt sind!

6.    Denken wir dann auch noch an die erhebende kirchenmusikalischen Kompositionen, die in diesem Dom ihre UrauffŸhrung erlebten, wie etwa Benevoglis vielstimmige Domweihmesse oder W. A. Mozarts unsterbliche kirchenmusikalischen Werke, die er fŸr diesen Dom komponiert hat!

7.    Denken wir aber auch an die zahllosen Predigten, durch die in dieser Domkirche erhebend und aufrŸttelnd von gro§en und kleinen Predigern das Wort Gottes verkŸndet und der wahre, unverfŠlschte Glaube dargelegt und verteidigt wurde; so manche dieser Predigten sind im Laufe der Jahrhunderte auch im Druck erschienen und haben Ÿber das gesprochene Wort hinaus nachgewirkt in den Herzen der Menschen.

 

Wahrlich, was die KirchweihprŠfation von jedem kath. Gotteshaus zu singen wei§ in Dankbarkeit gegen Gott, den Geber alles Guten, das gilt doch von der Domkirche einer Dišzese, erst recht von einem mehr als 1200 Jahre alten Dom, wie es der Salzburger Dom ist, in ganz einzigartiger Weise:

 

ãIn diesem von Menschen gebauten Haus des Gebetes wohnst du, allherrschender, ewiger Gott, als Spender alles Guten und heilig machst du durch dein stŠndiges Wirken die von dir gegrŸndete Kirche. Denn sie, die Kirche, ist im Bilde dieses sichtbaren Bauwerks wahrhaft das Haus des Gebetes, der Tempel, bewohnt von deiner Herrlichkeit, der Sitz unwandelbarer Weisheit, das Heiligtum ewiger Liebe. Sie, die Kirche, ist die Arche, die uns rettet aus der Sintflut der Welt und uns zum Heile geleitet. Sei, die Kirche, ist die geliebte Braut, die Christus in seinem Blute erworben und mit seinem Geiste lebendig macht. In ihrem Scho§ hat die Kirche uns durch deine Gnade neu geboren. In ihr erquickt uns dein Wort, stŠrkt uns das Brot des Lebens, umhegt uns dein Erbarmen. In der Kraft ihres BrŠutigams besteht die Kirche auf den Kampf, beharrlich und treu; von ihm gekršnt triumphiert sie einmal ewig im Himmel!Ò

 

Ja, wenn man all das bedenkt, was eine Kirche, erst recht eine Domkirche versinnbildet und wenn man an all die Gnaden denkt, die in einer solchen Kirche in den Weihen und Segnungen, in den Messopfern und Sakramenten, in der Wort-Gottes-VerkŸndung und in der seelischen Erhebung durch schšne Kirchenmusik vermittelt worden sind im Lauf der Jahre und Jahrhunderte, dann kann man am Domkirchweihfest nur von ganzem Herzen Gott danken und kann dann nur dankbar einstimmen in den Refrain des Kirchweihliedes ãEin Haus voll Glorie schauet...Ò, das wir immer wieder gern singen, auch wenn man es heute als triumphalistisch beiseiteschieben mšchte: ãDank sei dem Herrn, der mich aus GandÔ zur wahren KirchÔ berufen hat. Nie will ich von ihr weichen!Ò

Mšge der erste Erbauer des Salzburger Doms, der hl. Bischof Virgilius, der den Salzburger Dom auf ršmischen MauerzŸgen fŸr den ršmisch-katholischen Glauben und die ršmisch-katholische Liturgie errichten hat lassen, durch seine FŸrbitte am Throne Gottes uns die Gnade erflehen, dass dieser  auf ihn zurŸckgehende Dom nie wieder in TrŸmmer und Ruinen sinkt, vor allem aber auch nie, wie es manchmal den Eindruck macht, zum entsakralisierten Kunstmuseum oder Konzertsaal herabsinkt, sondern das bleibt, was er sein soll: StŠtte des Gebetes und der Gnade, an der der dreifaltige Gott im wahren, unverfŠlschten ršm. kath. Glauben verehrt wird und dieser Generation wie den kommenden durch glŠubige und fromme Priester die Wege des Lebens lehrt und dazu Kraft und Segen in FŸlle vermittelt wird.